Es sei grundlegend falsch, zu sagen, Klimaschutz sei zu teuer, Fakt sei, die Risiken würden nie eingepreist, fuhr Thorsten Majer fort und zog eine Parallele zur aktuellen Finanzkrise. Auch hier habe man nie eventuelle Auswirkungen eines Scheiterns der teilweise höchstris- kanten Geschäfte in den Preis der Produkte eingerechnet. Der Schaden werde nun mit öffentlichen Geldern gedämpft, beim Klima- schutz sei das so nicht möglich, die Folgen eines Nachlassens bei diesem Thema seien nicht mit Geld regelbar, die Schäden blieben.

Thorsten Majer forderte eine Klimapolitik, die für Kinder und Enkel eine lebenswerte Umwelt hinterlässt und nannte Zahlen. „Wenn wir weltweit den CO2-Ausstoß um 75% senken, können wir damit erreichen, dass die durchschnittliche Temperatur bis 2050 „nur“ um 2° steigt.“ Machen wir weiter wie bisher, ist mit einer Steigerung um +6° zu rechnen. „Das bedeutet, dass die Lüneburger Heide unter Wasser liegt.“ Gerade in der jetzigen Situation sieht Thorsten Majer die Chance, die Themen zu verknüpfen, indem die öffentlichen Gelder dort investiert werden, wo sie dem Klimaschutz dienen und zukunftsträchtige neue Arbeitsplätze schaffen, z.B. beim Ausbau der Solar- und der Windenergiegewinnung.

Da die Folgen des Klimawandels an keinerlei Grenzen halt machten, könne auch bei den Schutzmaßnahmen nicht isoliert gehandelt werden. Dabei komme Amerika eine äußerst wichtige Rolle zu, viele Hoffnungen würden in den neuen Präsidenten Barack Obama gesetzt, der für das Thema anders als sein Vorgänger Bush Offenheit signalisiert habe.

Dass die Nutzung der Atomenergie keine Lösung darstellt, belegte Thorsten Majer mit griffigen Argumenten: So sei vor allem die Frage der Endlagerung nach wie vor nicht geklärt. Die jüngsten Zwischen- fälle belegten, dass auch moderne westliche Anlagen davor nicht gefeit seien. Auch gehe ein hohes allgemeines Gefahrenpotential im Fall etwa von Terroranschlägen von Atomanlagen aus. Nicht zuletzt seien die Uranvorräte der Erde ebenfalls begrenzt, auch sie seien nur noch für rund 40 Jahre ausreichend. Bei den Energieträgern Gas und Öl gab Thorsten Majer neben der Endlichkeit der Vorkommen auch die Abhängigkeit von den Ländern zu bedenken, die über diese Rohstoffe verfügen. Der Einsatz der heimischen Kohle sei mit klimatauglichen Anlagen zu dulden, wo sonst keine Alternative vorhanden ist.

Angesichts dessen, dass rund 4/5 des Energiekonsums aus den endlichen Energieträgern Öl, Gas und Kohle gezogen würden, sei eine breite Palette von anderen Lösungsansätzen für den künftigen Umgang mit Energiebereitstellung und –verbrauch notwendig. Neben der Energieeinsparung, die grundsätzlich als Leitmotiv ins Bewusst- sein für alle Bereiche des menschlichen Denkens und Handelns einfließen muss, nannte Thorsten Majer die Kraft-Wärmekopplung, energieeffizientes Bauen, vor allem auch bei öffentlichen Einrich- tungen sowie den Einsatz alternativer Energiegewinnungsformen als lokal rasch umsetzbare Maßnahmen. Global gesehen verwies er auf die Forschung im Bereich Energiegewinnung aus Algen über Photo- synthese, die derzeit noch am Anfang stünde und auf die Nutzbar- machung der Solarenergie in Wüstenregionen. Ein weltweites Energieleitungsnetz, das Super-Grid sei erforderlich und das Smart-Grid, das schlaue Netz, das die Verknüpfung von Energieerzeu- gungs- zum -verbrauchsort steuert, da vor allem bei der Nutzung der Solarenergie die Zeitpunkte der Erzeugung und der Nutzung auseinander fallen.

Thorsten Majer widersprach der immer wieder zu vernehmenden Aussage, Klimaschutz sei zu teuer. Es sei lediglich die Ausgabe eines Prozents des Bruttoinlandprodukts erforderlich, damit könnten die um ein Vielfaches höheren Ausgaben für Schadensbegrenzung in der Zukunft verhindert werden. Auf dem Arbeitsplan für die „große Politik“ sieht der Bundestagskandidat Thorsten Majer die Überarbei- tung der Ziele des Kyoto-Protokolls. Verstärkt muss auch der nächste europäische Klimagipfel in Kopenhagen konkrete Zielformu- lierungen ergeben. Dabei sehe er die tschechische Ratspräsident- schaft in der Pflicht, sich trotz eigener Skepsis im Sinne der Gemeinschaft zu bewegen.

Ganz konkret sieht Thorsten Majer seine Möglichkeiten als hoffent- lich künftiger Bundestagsabgeordneter in diesem Themenfeld im Stellen von Anfragen an die Regierung, in einer verstärkten Öffent- lichkeitsarbeit, in der Einbringung von Gesetzesinitiativen, aber auch in Betriebsbesuchen bei Firmen vor Ort, die zukunftsträchtige Ansätze verfolgen. Als Beispiel nannte er den Energie Campus der Fa. Dürr in Bietigheim. „Als Bundestagsabgeordneter muss man zum einen selbst Denkanstöße liefern und zum anderen gute Ansätze belohnen.“ In der abschließenden Frage- und Gesprächsrunde stand der Bundestagskandidat offen und kompetent allen Fragen Rede und Antwort, auch weit über das Thema „Klimawandel“ hinaus. Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Ilse Käß dankte Thorsten Majer herzlich für den äußerst informativen und kurzweiligen Abend: „Wir freuen uns schon auf deinen nächsten Besuch in Benningen!“

Majer